"That is a lot of brainstorming” schrieb eine Künstlerin gestern an die künstlerische Leiterin von guerillaclassics, Hiromi Gut, als Rückmeldung auf die Einladung an ehemalige Beteiligte, sich als Kurator*innen, Mentor*innen und Begleiter*innen in den Neuproduktionen für das zweite free flow festival im Sommer 2024 zu engagieren. Tatsächlich bedeutet Dezentralisierung von Programmgestaltung, dass der Kreis der Ideen-Geber*innen und der Zugang zu neuen Produktionsmöglichkeiten geöffnet wird – dabei jedoch auch die Zeit intensiver wird, diese Programme gemeinsam zu denken. Doch ist diese Dezentralisierung der Ideenfindung eben wichtig, um unter anderem Zugänge zu schaffen und in Institutionen eine bessere Durchlässigkeit im Programm zu erreichen. Diese Sicht hat Hiromi Gut im Juni auch auf SRF 2 Kultur in der Debatte um die Zukunft westlicher klassischer Musik mit Tonhalle Intendantin Ilona Schmiel vertreten. Dieser Idee liegt auch klar der Aufbau des guerillaclassics Think & Do Tanks zu Grunde, den die Künstler*innen Kay Zhang und tracy september als ergänzende guerillaclassics-Struktur durchdacht haben. Und so kommen auch an guerillaclassics herangetragene Produktionen wie die von „lis à lis“ zur Rekontextualisierung der Texte von Schumanns Lied-Zyklus „Frauenliebe und Leben“ zur Umsetzung. Im Jahr 2023 sind Liedtexte wie „Du Ring an meinem Finger“ oder „Er, der Herrlichste von allen“ je nach Perspektive weniger zeitgemäss – vor allem wenn sie implizieren, dass man nur „ganz“ ist als Frau, wenn man gewisse gesellschaftliche Normen erfüllt. Diese Weiterentwicklung der Texte zu den wunderschönen Melodien von Schumann kann man bald auf einem Spaziergang im Irchelpark erleben. Und auch ihr seid eingeladen, eure Ideen einzubringen. Wir freuen uns auf die bevorstehenden Begegnungen!
Herzlich,
euer
guerillaclassics-Team
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An einem sonnigen Samstagnachmittag nach dem Bummel durch die Stadt Zürich überrascht guerillaclassics mit der Harfenistin Marina Mello und der Flötistin Lara Salomon die Stadtbevölkerung. Die beiden teilen ihre Passion für brasilianische Werke, von Heitor Villa Lobos bis Cláudio Santoro. Die Balada von Osvolo Lacerda wird euch neben der rauschenden Sihl entgegenkommen. Geschützt werden alle Anwesenden von der Platane, die als Bühnenbild eigentlich den ganzen Raum füllt. Wir freuen uns auf eine Begegnung unter dem 1875 gepflanzten Baum, um gemeinsam den beiden Musiker*innen und den Klängen der Stadt Zürich zu lauschen.
Ort und Datum: Am Platanus Hispanicus neben der Rio-Bar Zürich, Gessnerallee 17, Samstag, 30.9.2023, 16.00 Uhr
Mehr Informationen zur 149-jährigen Platane im Baumkataster der Stadt Zürich
Beteiligte: Lara Salomon, Flöte & Marina Mello, Harfe
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Neu ist ein guerillaclassics Think & Do-Tank offiziell Teil der Kuration und Programmgestaltung der laufenden actions und Produktionen. Ein erstes Treffen der ersten Ausgabe fand Mitte September in Berlin statt. Aus der Schrift zum Think & Do-Tank stammen folgende Zeilen zur Begründung seiner Existenz:
"The Think & Do Tank is a circle of voices that provides strategic guidelines and helps to initiate, facilitate, and decide on projects for the overall programme. The collective contributes ideas and programme direction that feed into questions that are relevant locally and globally to diverse audiences in order to achieve guerillaclassics’ mission to question the western classical music canon and foster a broader view on how artists from different musical backgrounds can create new ways of artistic sharing together.
Working at the intersection of disruption and discomfort, guerillaclassics constantly strives to create space for reflection and growth as part of the collective process. To this end, the Think & Do Tank helps the guerillaclassics team to think in expansive ways. The Thinkers & Doers have and give agency. Through each member’s knowledge, skills and extensive network, the Thinkers & Doers work with the core team to think and do."
Erste Ideen aus dem Think & Do Tank werden noch dieses Jahr umgesetzt. Wir halten euch auf dem Laufenden.
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Frauenliebe und -leben ist ein Gedichtzyklus mit neun Gedichten von Adelbert Chamisso. Dieser handelt vom Leben einer Frau im bürgerlichen 19. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf der Liebe – erst zu ihrem werdenden Ehemann ("Er, der Herrlichste von allen") und dann zu ihrem Kind ("Nur eine Mutter weiss allein, was lieben heisst und glücklich sein"). Robert Schumann komponierte 1840 den gleichnamigen Liederzyklus für Stimme und Klavier. Sein Werk endet schon mit dem achten Gedicht, welches den Tod des Ehemannes verhandelt, so als würde damit auch das Leben der Protagonistin enden.
Um die Musik von Schumanns Liederzyklus Frauenliebe und -leben ohne die Reproduktion sexistischer Rollenbilder aufführen zu können, schrieb Sänger*in Lisa Läng die Texte kurzerhand um. Frauen*leben und Liebe – vom feministischen Erwachen einer weiblich sozialisierten Person ist ein autobiografisches Werk, das sich mit dem Aufwachsen, mit queerer Liebe und Identität, Aktivismus und Selbstfürsorge in einer patriarchalen Welt auseinandersetzt.
(Text von lis à lis)
Ort und Datum: Amphitheater im Irchelpark, Donnerstag, 5. Oktober 2023, 12.30 Uhr
Beteiligte: lis à lis: Lisa Läng, Gesang & Lis Marti, Klavier
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Zur zweiten Edition des free flow festivals im Juni 2024 ladet guerillaclassics auch dieses Jahr alle, die Zeit und Interesse haben, ein, am Montag, 6. November, von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr im Karl der Grosse an der Festival-Planung mit zu brainstormen. Es geht um gute Musik, kreative Ideen, Fragen unserer Zeit und Begegnung – alles was dem hilft ist willkommen!
Ort und Datum: Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Montag, 6. November, von 18.00 Uhr - 19.30 Uhr
Beteiligte: alle, Anmeldung unter: info@guerillaclassics.org
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Gemeinsam mit guerillaclassics und in Zusammenarbeit mit dem Museum Rietberg präsentierte der kongolesische Künstler Sinzo Aanza Ende Juni die Soundinstallation "The Uninterrupted Song for the City". Aanza griff auf Audioarchive des Afrika Museums in Tervuren zurück, die musikalische und rituelle Praktiken aus verschiedenen Regionen Zentral- und Westafrikas dokumentieren. Heute sind die Spuren dieser Praktiken fast verschwunden, weil sie der Urbanisierung und der damit einhergehenden Vertreibung der Bevölkerung aufgrund der Ausbeutung von Land und Ressourcen nicht standhalten konnten oder weil sie von den Kolonialbehörden verboten wurden. Ein Echo von Geschichten, die vielleicht in Vergessenheit geraten sind, aber verschiedene Musikrichtungen auf den Routen des Sklavenhandels beeinflusst haben. In einem kollaborativen Prozess liess Computermusiker Philippe Kocher zusammen mit Sound-Designer Andreas Brüll die Audioarchive durch eine "Maschine" rekomponieren. Das Computerprogramm verflechtet die Archive mit Elementen von der Musik des Sklavenhandelszentrums Congo Square in New Orleans – einem der Ursprungsorte des Jazz – bis hin zu westlicher klassischer Musik und zeitgenössischen Kompositionen.
Vier Musiker*innen – Eden Sekulović, Vincent Glanzmann, Rokia Bamba und Valentine Michaud – interagierten mit der daraus entstanden Symphonie der Synthese live.
Die Kurator*innen Lynhan Balatbat-Helbock und Samuel Baah Kortey kontextualisierten das Projekt mit Texten in einem Journal. Das Journal beinhaltet Texte der Kurator*innen selbst, sowie Atiyyah Khan und Billy Fowo. Im Folgenden ist ein kurzer Auszug aus dem Text von Lynhan Balatbat-Helbock und Samuel Baah Kortey abgedruckt:
„Das Projekt versetzt Mitarbeitende wie Zuhörende gleichzeitig in eine Stimmung des Lernens, Heilens und Schaffens, indem es die kolonialen Beziehungen, die in Museumssammlungen verankert sind, hinter sich lässt und mit der Aussenwelt ins Gespräch kommt [...]. Das Projekt ist nicht nur eine Reise in ein äusseres, sondern auch in ein inneres Archiv. Viele der eingebetteten Klänge, die in der von einer künstlichen Intelligenz kompilierten digitalen Struktur gespeichert sind und eine Vielzahl von Genres umfassen, sind auch in den Archiven unserer Körper präsent. Diasporische Klanglandschaften, deren Gemeinsamkeiten vielleicht nicht auf Anhieb erkennbar sind, verbinden kon- taminierte und aktivierte Musik über Kontinente und Regionen, über Mauern und Generationen hinweg.“
Das ganze Journal ist hier zu finden.
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"That is a lot of brainstorming," one artist wrote yesterday to the artistic director of guerillaclassics, Hiromi Gut, in response to the invitation to former participants to become involved as curators, mentors and facilitators in the new productions for the second free flow festival in the summer of 2024. In fact, decentralisation of programming means that the circle of idea-givers and access to new production possibilities is opened up - but also that the time to think these programmes together becomes more intensive. But this decentralisation of idea-generation is important, among other things, to create access and to achieve better permeability in the programme of institutions. Hiromi Gut also expressed this view in June on SRF 2 Kultur in the debate on the future of Western classical music with Tonhalle artistic director Ilona Schmiel. The guerillaclassics Think & Do Tanks, which the artists Kay Zhang and tracy september have thought through as a complementary guerillaclassics structure, is also based on this idea. And so productions approached by guerillaclassics, such as that of "lis à lis" for the recontextualisation of the texts of Schumann's song cycle "Frauenliebe und Leben", come to fruition. In 2023, song lyrics like "Du Ring an meinem Finger" or "Er, der Herrlichste von allen" are, depending on one's perspective, less contemporary - especially if they imply that one is only "whole" as a woman if one fulfils certain social norms. This further development of the lyrics to the beautiful melodies of Schumann can soon be experienced on a walk in the Irchelpark. And you too are invited to contribute your ideas. We are looking forward to the upcoming encounters!
Sincerely yours,
guerillaclassics team
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On a sunny Saturday afternoon after a stroll through the city of Zurich, guerillaclassics surprises the urban crowd with harpist Marina Mello and flutist Lara Salomon. The two share a passion for Brazilian works, from Heitor Villa Lobos to Cláudio Santoro. The Balada of Osvolo Lacerda will meet you beside the rushing Sihl. All those present will be protected by the plane tree, which actually fills the whole room as a stage set. We look forward to meeting under the tree, which was planted in 1875, to listen together to the two musicians and the sounds of the city of Zurich.
Place and date: At the Platanus Hispanicus next to the Rio Bar Zurich, Gessnerallee 17, Saturday, 30.9.2023, 4 p.m.
More information on the 149-year-old plane tree in the tree cadastre of the city of Zurich
Participants: Lara Salomon, flute & Marina Mello, harp
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Foundation of a guerillaclassics Think & Do Tank
Newly, a guerillaclassics Think & Do Tank is officially part of the curation and programming of the ongoing actions and productions. A first meeting of the first edition took place in mid-September in Berlin. The following lines on the rationale for its existence are taken from the Think & Do Tank script:
"The Think & Do Tank is a circle of voices that provides strategic guidelines and helps to initiate, facilitate, and decide on projects for the overall programme. The collective contributes ideas and programme direction that feed into questions that are relevant locally and globally to diverse audiences in order to achieve guerillaclassics’ mission to question the western classical music canon and foster a broader view on how artists from different musical backgrounds can create new ways of artistic sharing together.
Working at the intersection of disruption and discomfort, guerillaclassics constantly strives to create space for reflection and growth as part of the collective process. To this end, the Think & Do Tank helps the guerillaclassics team to think in expansive ways. The Thinkers & Doers have and give agency. Through each member’s knowledge, skills and extensive network, the Thinkers & Doers work with the core team to think and do."
The first ideas from the Think & Do Tank will be implemented this year. We will keep you up to date.
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Frauenliebe und -leben is a cycle of nine poems by Adelbert Chamisso. This is about the life of a woman in the bourgeois 19th century. The focus is on love - first with her husband-to-be ("He, the most glorious of all") and then with her child ("Only a mother alone knows what loving means and being happy"). Robert Schumann composed the song cycle of the same name for voice and piano in 1840. His work already ends with the eighth poem, which deals with the death of the husband, as if the life of the protagonist would also end with it.
In order to be able to perform the music of Schumann's song cycle Frauenliebe und -leben without reproducing sexist role models, singer Lisa Läng rewrote the texts without further ado. Frauen*leben und Liebe - vom feministischen Erwachen einer weiblich sozialisierten Person is an autobiographical work that deals with growing up, queer love and identity, activism and self-care in a patriarchal world.
(Text by lis à lis)
Place and date: Amphitheatre in Irchelpark, Thursday, 5 October 2023, 12.30 p.m.
Participants: lis à lis: Lisa Läng, voice & Lis Marti, piano
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Join the brainstorming!
For the second edition of the free flow festival in June 2024, guerillaclassics invites everyone who has time and interest to join the brainstorming on Monday, 6 November, from 6 p.m. to 7.30 p.m. at Karl der Grosse. It's about good music, creative ideas, questions of our time and encounter - everything that helps is welcome!
Place and date: Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Monday, 6 November, from 6 p.m. - 7.30 p.m.
Participants: all, registration at: info@guerillaclassics.org
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Magazine online!
Together with guerillaclassics and in collaboration with the Museum Rietberg, the Congolese artist Sinzo Aanza presented the sound installation "The Uninterrupted Song for the City" at the end of June. Aanza drew on audio archives from the Africa Museum in Tervuren, which document musical and ritual practices from various regions of Central and West Africa. Today, traces of these practices have almost disappeared because they could not withstand urbanisation and the accompanying displacement of the population due to the exploitation of land and resources, or because they were banned by the colonial authorities. An echo of histories that may have been forgotten but influenced different musical styles along the routes of the slave trade. In a collaborative process, computer musician Philippe Kocher and sound designer Andreas Brüll had the audio archives recomposed by a "machine". The computer programme interweaves the archives with elements from the music of the Congo Square slave trade centre in New Orleans - one of the places where jazz originated - to Western classical music and contemporary compositions.
Four musicians - Eden Sekulović, Vincent Glanzmann, Rokia Bamba and Valentine Michaud - interacted live with the resulting symphony of synthesis.
Curators Lynhan Balatbat-Helbock and Samuel Baah Kortey contextualised the project with texts in a journal. The journal includes texts by the curators themselves, Atiyyah Khan and Billy Fowo. Below is a short excerpt from the text by Lynhan Balatbat-Helbock and Samuel Baah Kortey:
„The project had positioned its collaborators and listeners in learning, healing, and producing mood concomitantly as it turned beyond colonial relations embedded in museum collections to being conversance with the outside world. [...]. The project is not only a journey into the external but also into an internal archive. Much of the embedded sounds that are held within the digital structure compiled by an artificial intelligence and hold multiplicities of genres, are equally lingering present in our bodily archives. Diasporic soundscapes, that might not be instantly perceived as common ground, cross contaminated and activated music beyond continents, regions, crossing walls and generations.“
The entire journal can be found here.
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